Traunstein via Zierlersteig

Am Donnerstag (10.9.2020) nach einer Schulung in Gmunden hatte ich das Bedürfnis, zusätzlich zur geistigen Erschöpfung auch körperliche Erschöpfung zu erfahren. Dazu hatte ich mir den Traunstein ausgesucht, und zwar über den Zierlersteig. Nach der Schulung um ca. 16:45 los, Übernachtung auf der Gmundner Hütte, am nächsten Tag Abstieg über den Naturfreundesteig.

Zusammenfassung:

  • Der Zierlersteig hat den Wunsch nach körperlicher Erschöpfung vollends erfüllt.

  • Der Steig ist unversichert und unmarkiert, man sollte also nicht leicht in Panik geraten. Die Hände braucht man oft, Fingernägel und Zähne mitunter.

  • Man verkoffert sich leicht. Augen offenhalten, nicht jeder Spur folgen bzw. eher früher als später umdrehen, wenn sie sich als Sackgasse erweist. Und vielleicht etwas früher weggehen als 16:45. Stirnlampe mitnehmen.

Die Tour war eine der schönsten, die ich jemals gemacht habe, was nicht zuletzt an der traumhaften Gegend und vor allem am Traunsee liegt, der immer in Griffweite erscheint. Hier ein paar Eindrücke davon; sie sind nichts als ein müder Abklatsch der Erinnerungen, die sich in mein Hirn eingebrannt haben.

Kaltenbachwildnis

Ich hatte den Weg von oben über die Kaltenbachwildnis gewählt. Einstieg von der Traunsteinstraße, ein paar hundert Meter südlich vom Hoisn Wirt, markierter Wanderweg, immer den Wegweisern “Kaltenbachwildnis” folgen. Bergauf, bis man über eine Kuppe in eine Klamm einsteigt; ab da gehts bergab. Der Weg ist touristisch erschlossen, man trifft Familien mit Kindern.

So ungefähr …

… bis man rechter Hand einen Felsstock, den Adlerhorst denke ich, sieht. Raus aus der Touristenzone, rauf durch die Rinne in die Scharte rechts vom Adlerhorst. Oben kurz durchschnaufen und sich darauf einstellen, dass man von jetzt an genüsslich weitere Höhenmeter verspeisen wird. Ein Steinmanderl weist den Weg; dieser ist nicht zu verfehlen: bergauf.

Anstieg auf den Zierlerberg

Vom Adlerhorst weg bergauf, der Weg ist gut erkennbar, bis man den Zierlerberg erreicht, von dem sich ein Kamm nach rechts bis rüber zu den Traunsteinfelsen erstreckt.

Das ist der schönste Teil der Tour. Meditativ, wunderschön, steil, und voll mit Zecken (ich hatte elf davon).

Vom Zierlerberg aus sieht man schon, was einem weiter blüht. Die linke von den drei Rinnen erscheint als die leichteste, die wirds auch werden. Der Weg dahin ist wieder gut erkennbar. Sollte man sich vertun, bitte ein Manderl aufstellen für die Nachwelt.

Die Rinne

Die Rinne. Die Nemesis des Bergverrückten.

Gleich zu Beginn eine Schlüsselstelle. Man quert durch Latschen (an denen man sich ab jetzt noch öfter festhalten wird) steiles Gelände, bis es nach links rauf geht - der Einstieg in die Rinne. Ein einsamer Bohrhaken mit einem verrotteten … Schuhband? …, an dem man sich besser nicht festhält, wenn man nicht runterfallen will. Ich glaube, man kann diese Stelle auch umgehen: bei der Querung bis hierher ging links durch die Latschen ein Weg rauf, der ein Stück weiter oben wieder reinzumünden scheint.

Von der Stelle gibts nur ein Foto, und zwar von oben. Mittendrin war ich zu sehr damit beschäftigt, mir in die Hose zu kacken.

Hier ein paar Eindrücke aus der Rinne. Wie gesagt, man verkoffert sich leicht; eher früher als später umdrehen. Und Manderln für die Nachwelt hinterlassen.

Aufnahmen vom zunehmenden Sonnenuntergang über dem Traunsee. Unvergesslich.

Es war Nacht geworden. Man sollte sich rechts halten - zumindest an der Stelle, wo ich mich vor einem Felsstock links durch die Rinne hinauf verkoffert habe. Hat mich eine Stunde gekostet, Manderl exklusive.

Zum Schluss noch eine Schnecke auf Jägerbrot im Schein der Stirnlampe.

Gleich beim Ausstieg des Hernlersteigs, in den der Zierlersteig ganz zum Schluss mündet, ist die Gmundnerhütte. Sehr gemütlich, nette Wirtsleut mit denen man bis lang nach Hüttenruhe ansitzen kann. Leider machen sie einem keinen Schweinsbraten mehr, wenn man nach 9 reinkommt und sie die Küche schon geputzt haben. Backerbsen tuns auch.

Abstieg

Am Morgen Hochnebel, ein Blick wie aus dem Flugzeug. Gipfel mit Doline, Abstieg über den Naturfreundesteig in den Nebel, der dabei ist, sich zu verziehen.

Rückweg zum Hoisnwirt über den Miesweg. Wer braucht schon die Karibik?